
Nachtmerrie
Traumverloren ist auch der Pas de deux, den er zum Jubiläum geschaffen hat: Nachtmerrie heißt das holländische Wort für „Albtraum”, aber Goecke hat keine Angst vor ihnen: „Nachtmerrie meint nichts Negatives, ich werte das nicht als etwas Schlimmes. Ich fand das Wort schon immer schön. Ich träume im Moment von alten Lieben und bin ganz oft überrascht, dass Dinge, die schon seit Jahren vergangen sind, plötzlich wieder auftauchen. Vielleicht ist so eine Arbeit, wie ich sie seit 20 Jahren mache, immer ein bisschen in einem Traum versunken…” Wie in manchen seiner Werke kommt am Schluss nochmal ein Kontrapunkt, der große Showdown: „Das ist wie ein Traum, den man am Morgen jemandem erzählt, und man sagt dann: Es war so absurd, am Schluss tauchte auch noch Lady Gaga auf!” Vielleicht hat auch Marco Goecke ein früheres Stuttgarter Werk im Kopf, das Alben hieß und in dem Surreales vorbeihuschte, dessen Bedeutung man erahnen, aber nicht fassen konnte. Der Choreograf zitiert Virginia Woolf, deren Orlando er zum Tanzen brachte: „,Gerade wenn wir untätig sind, wenn wir träumen, taucht die versunkene Wahrheit manchmal auf.' Das Zitat fand ich auch immer spannend.”
Daten
UA 19.06.2021, Stuttgarter Ballett