Pierrot Lunaire
Fast hundert Jahre nach der Uraufführung von Schönbergs Werk, 1912 in Berlin, erarbeitete Marco Goecke diese Choreografie mit dem Scapino Ballet. Ein für das Stück zentraler Pas de deux ist der zum Text „Eine blasse Wäscherin wäscht zur Nachtzeit weiße Tücher.“ Goecke wünschte sich hier einen „Tanz zu zweit“, in dem die beiden Partner nicht zusammenkommen: „Ich möchte nicht, dass ihr euch jemals begegnet. Es bleibt kalt und hoffnungslos,“ sagte er bei Studioproben und wie aus dem Nichts gelang es ihm, eine Atmosphäre der Kälte zu schaffen, die sich über den Saal legte.
Goecke liebt Widersprüche. Vielleicht auch deswegen seine Affinität zu Arnold Schönbergs „Pierrot“, einem Stück, das in vielerlei Hinsicht widersprüchlich ist: Pierrot, der Narr, ist gleichzeitig der Held; die Instrumentalisten sind gleichzeitig Solisten; das Werk wird gesprochen, aber auch gesungen; die männliche Rolle wird von einer Frau interpretiert; es gibt Perspektivwechsel von der ersten zur dritten Person; das Stück ist sowohl ein dramatischer Monolog als auch ein Musikstück, es ist eine Art Kabarett, aber eben auch hohe Kunst.
Daten
UA: 11. Februar 2010, Scapino Ballet Rotterdam
Weitere Einstudierungen:
12. Mai 2011, Les Grands Ballets Canadiens de Montréal
24. Mai 2018, Staatsballett Berlin
Fotos
Trailer
Publikation

Dark Matter (2016)
Choreografien von Marco Goecke
Hg./Ed. Nadja Kadel
Buch hier bestellen