Midnight Raga
Ein tiefes Mitternachtsblau verbindet Goecke mit seine Stück „Midnight Raga“, dessen Titel auf die klassische indische Musik zurückgeht. Der Raga stellt eine melodische Grundstruktur dar, die gefühlsmäßig oft zu einer bestimmten Tageszeit passt. In der Regel steht bei Goecke die Musik nicht am Anfang seiner Arbeit. Hier aber ist es anders: Die indische Musik von Ravi Shankar bildet den Ausgangspunkt. Dem Choreographen gefiel sowohl das Mystisch-Indische als auch das „Freakige“ daran. Auch reizte ihn die Idee, indische Musik zu verwenden, ohne dabei im Geringsten auf indische Tanzelemente zurückzugreifen. „Indien hat mich schon länger fasziniert, weil das Leben dort so geballt und intensiv, aber gleichzeitig auch so unwichtig erscheint, und viele Leute einfach in bitterster Armut sterben. Auch die rituellen Feuerbestattungen nach dem Tod haben für mich eine soghafte und gleichzeitig vernichtende Kraft.“ Trotz der Inspiration am Orientalisch-Indischen, das sich auch in den schweren blauen Seidenstoffen der Kostüme widerspiegelt, bleibt eines bereits auf den ersten Blick unverkennbar: Goecke ureigene, nervöse Bewegungssprache, die er für die beiden Tänzer Guido und Alex maßgeschneidert hat und die diese mit jeder Faser ihrer Körper verinnerlicht haben.
N.K.
Daten
UA: 30.03.2017, NDT 2, Den Haag
27.05.2023 Hessisches Staatsballett Wiesbaden