Sweet Sweet Sweet
Wo auch immer „Sweet Sweet Sweet“ gezeigt wird – seit der Uraufführung 2005 in Stuttgart haben sechs andere Kompanien die Choreografie in ihr Repertoire übernommen –, sobald der Vorhang sich hebt, geht ein Raunen durch das Publikum: Der Bühnenboden ist gänzlich mit schwarzen Luftballons bedeckt, mehr als 2000, die das sparsame Licht matt reflektieren und einen überwältigenden Anblick bieten.
Auch der Tanz beginnt ungewöhnlich. Zwei Tänzer in schwarzen Hosen und mit nackten Oberkörpern drehen sich in Zeitlupe über die Bühne. Dabei küssen sie sich ununterbrochen auf den Mund, erst mit ausgestreckten Armen und fließender Bewegung, dann mit schneller werdenden Schlägen sich gegenseitig abklopfend, ohne aber je den Kuss zu unterbrechen.
Eine von Goeckes Inspirationsquellen bei der Kreation von „Sweet Sweet Sweet“ waren die Gedichte von Rose Ausländer, von denen im Programmheft bei einer Aufführung des Stückes normalerweise vier abgedruckt werden: „Luftschlösser“, „Im Rücken“, „Ungestalt“ und „Gut schlecht“. In ihnen scheint der Kontrast zwischen den zuckenden, in ihren Körpern gefangenen Tänzern und den fast schwerelosen, verletzbaren schwarzen Ballons schon erahnbar: „Ich / im Niemandsland / baue Luftschlösser / aus Papier“.
N.K.
Daten
UA: 20. Februar 2005, Stuttgarter Ballett
Weitere Einstudierungen:
28. Oktober 2005, Ballett Hannover
26. Oktober 2007, Ballett des Staatstheaters Saarbrücken
14. Februar 2008, Ballett des Gärtnerplatztheaters München
26. März 2013, Ballet du Rhin Mulhouse
6. April 2013, Ballett Innsbruck
9. Mai 2015, Balletttheater im Revier Gelsenkirchen
Fotos
Trailer
Publikation

Dark Matter (2016)
Choreografien von Marco Goecke
Hg./Ed. Nadja Kadel
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