Stabat Mater
Knapp so jung wie Pergolesi bei seinem frühen Tod mit 26 war Scholz, als er für die beiden Ausnahmeballerinen des Stuttgarter Balletts das Stabat Mater kreierte. Als Komposition in f-Moll für Sopran, Alt, Streicher und Basso continuo ist es von ähnlichem Geheimnis umflort wie Mozarts Requiem: Beide gelten als unter mysteriösen Umständen letztvollendete Werke des jeweiligen Meisters. Der Vertonung Pergolesis, eines erfolgreichen, in Neapel wirkenden Opernmaestro, hat man bisweilen die klangliche Nähe zur Oper angelastet. Dennoch gehört das „Stabat mater“ heute zu seinen beliebtesten Hinterlassenschaften, hat selbst Bach zu einer Adaption mit neuem Text angeregt. Scholz’ Choreografie verschmilzt mit dem trauervoll milden Gestus der Musik zu einer bühnenkünstlerischen Überklage. Kontrast schafft dazu rosalies fast kühler Bühnenentwurf. Wie ein glutrotes Elektrokardiogramm, dessen Zacken eine Stalakmitenlandschaft aus Tränen bilden und in irreal farbiges Licht getaucht sind, begrenzen und konzentrieren die Wände den Tanzraum, über dem, im Flackerschein der Furcht oft wie ein Herz pulsierend, jener Klumpen Material hängt. Als eine der wohl innigsten Schöpfungen von Scholz ist die Choreografie, neben der tanztechnischen, besonders eine gestalterische Herausforderung für die beiden Ballerinen.
Daten
Musik/music: Giovanni Battista Pergolesi, Stabat mater f-Moll für Sopran, Alt, Streicher und Basso continuo
UA/world premiere: 29. Februar 1984, Stuttgarter Ballett
Länge/duration: 35 Min.
Gesamtzahl der Tänzer/total number of dancers: 2
Rollen/characters: 2 Solistinnen/2 female soloists
Tänzer der UA/original cast: Marcia Haydée, Birgit Keil
Bühne und Kostüme/stage and costume design: rosalie
Fotos
Publikation

Zeitsprünge - Leaps in Time (2013)
Werke von Uwe Scholz
Hg. Nadja Kadel/Kati Burchart
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