Drittes Klavierkonzert
Was Uwe Scholz in der Zürcher Uraufführung gemeinsam mit Rachmaninows Suite für zwei Klaviere auf die Bühne gestellt hatte, überarbeitete er für Leipzig gründlich. Dort erlebte das Klavierkonzert Nr. 3 (d-Moll op. 30) am 26. April 1997 seine Premiere im – nun von Scholz bühnen- und kostümbildnerisch nach Wassily Kandinsky selbst ausgestatteten – Programm Klassisch. Sinfonisch: als Finale nach Prokofjews Klassischer Sinfonie als Uraufführung und Rachmaninows überarbeiteter Suite für zwei Klaviere im Mittelteil. Dem als höchst schwierig geltenden Klavierkonzert, angeblich das mit den meisten Noten pro Sekunde im Klavierpart, bei der New Yorker Weltpremiere 1909 mit dem Komponisten am Flügel, warf sich Scholz mit seinem gebündelten Talent entgegen. Dritter im Bund wurde ihm der Russe Wassily Kandinsky, Mitbegründer der abstrakten Malerei, Mitglied des Bauhauses und zeitlebens dem Tanz zugetan. Für diese Leipziger Fassung, die in leicht abgewandelter Form im März 2002 von der Deutschen Oper Berlin übernommen wurde, fand Scholz eine besondere Lösung. Der langjährigen, verdienstvollen Primaballerina Marina Otto, die kurz zuvor ihren 50. Geburtstag feiern konnte, choreografierte er das Ballett als Traum vom Glück auf den Leib und widmete es ihr (49 Tänzer in der Leipziger Fassung). Korrespondierend mit der Partitur, der er wieder so nah wie möglich kam, arbeitete er mit hohen Arabesquen, bis zum Überspagat gedehnten Linien, raschen Wechseln, vor allem jedoch immenser Geschwindigkeit in den Soloparts. Nahezu alle Sprung- und Drehfinessen des klassischen Repertoires, neoklassisch erweitert und ergänzt, fanden Eingang und forderten überdies Präzision in den zu gestaltenden Stimmungen. Dennoch wirkt die Kreation in ihrer zeitlosen Ästhetik und der Formstrenge nirgendwo gehetzt. Im November 2011 wurde das Werk erstmals in Tokio gezeigt.
Daten
Musik/music: Sergej Rachmaninow, Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30
UA/world premiere: 5. April 1987, Zürcher Ballett
Länge/duration: 40 Min.
Gesamtzahl der Tänzer/total number of dancers: 48
Rollen/characters: 4 Solisten/4 soloists; Corps de Ballet
Tänzer der UA/original cast: Eileen Brady, Vladimir Derevianko, Shonach Mirk, Sándor Némethy
Bühne und Kostüme/stage and costume design: 3 Gemälde von Willem de Kooning, Martin Rupprecht
2019 Mexiko
2021 Gastspiel Ludwigshafen
Fotos
Trailer
Publikation

Zeitsprünge - Leaps in Time (2013)
Werke von Uwe Scholz
Hg. Nadja Kadel/Kati Burchart
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