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9.2.23 - Uraufführung von Marco Goecke beim Nederlands Dans Theater 1 in Den Haag

In The Dutch Mountains

“In The Dutch Mountains” heißt Marco Goeckes neue Uraufführung für NDT, ein Titel, den manche vielleicht von dem Song der holländischen Gruppe „Nits“ kennen mögen, andere wiederum von Cees Notebooms gleichnamigem Roman. Goecke ist mit 17 Jahren in die Niederlande gezogen, wo er zwei Jahre gelebt hat. Seit 2006 hat er hier jedes Jahr mindestens eine Choreographie kreiert. So gesehen, könnte man ihn fast als niederländischen Choreographen bezeichnen. “In the Dutch Mountains” ist sowohl eine Hommage an dieses Land als auch ein Rückblick auf seine bisherigen Arbeiten.
“Die Wahl des Titels hat ein wenig mit dem Song zu tun, den ich früher immer mal wieder gehört habe”, sagt Goecke, nach dem Grund für den Titel seines neuesten Werkes befragt. “Als ich jung war, habe ich immer Herzklopfen bekommen, wenn ich eine Redewendung gehört habe, die ich nicht so ganz verstanden habe.” Und wirklich hat die Kombination der 'Niederlande' mit der Vorstellung von 'Bergen' etwas Rätselhaftes. Der Ausdruck kommt einem Oxymoron nahe, dessen Komponenten in schroffem Kontrast zueinander stehen. Was hat ein Land, das “eigentlich den Fischen gehört”, mit Bergen zu schaffen? Und “wo bleibt die natürliche Vertrautheit mit den großen Fragen und deren tiefe Durchdringung, wenn jemand in einem flachen Ländchen aus Schlamm und Lehm, ohne einen einzigen Berg, ausgebildet wird?”. Beide Zitate sind dem Roman “Nie mehr schlafen” von Willem Frederik Hermans entnommen.
Selbst wenn man die “großen Fragen” auf sich beruhen lässt, reizt das Rätsel doch zur Suche nach verbindenden Elementen. Extreme, wie sie das virtuelle Nebeneinander von Bergen und Deichen heraufbeschwört, hat die niederländische Natur ja durchaus zu bieten: die starken Seewinde, Gewitter, der dramatische Himmel, das Meer mit seinen Gezeiten und Wellenbergen. Eine Natur, die nie stillsteht, immer in Bewegung ist, Bewegung verlangt oder androht und die, um mit ihr leben zu können, das Zusammenwirken von Menschen so notwendig macht wie an wenigen anderen Orten des Planeten. Bewegung, wie sie auch von der extremen Spannung, die der Kombination von Bergen und Seelandschaft innewohnt, hervorgetrieben werden könnte.
In der Tat geht es in diesem Stück – wie in allen Goecke-Werken – um die pure Bewegung und die Begegnung mit und zwischen den Tänzern. In die live vom Orchester gespielte Musik von Bartok (Konzert für Orchester) und Brahms (3. Sinfonie) flicht Goecke zwei Songs von Mortal Coil ein, die einen engen Bezug zum Meer und zur Natur haben: “Song to the Siren” und “Nature’s Way”. Im ersten heißt es an einer Stelle “I'm as riddled as the tide”. Die Bewegung des Wassers, ihr Kontrast mit der Unverrückbarkeit imaginärer Berge, die Transformation dieser Spannung in die Bewegung des Tanzes – Goecke formuliert das Rätsel neu, ohne vorzugeben, es lösen zu können, und verlegt es schließlich ins Innere des Theaters: “Der eigentliche niederländische Berg ist für mich der Ballettsaal. Der Bühnenboden, das ist der 'Dutch Mountain', den man immer wieder erklimmen muss, wenn man ein Stück macht.”

Nadja Kadel

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(12.02.2023)

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