Proben für die Uraufführung am 14.2. in Dortmund
Nach seinem Dortmunder Debut im Jahr 2012, bei dem das Solo „Allure“ uraufgeführt wurde, kehrt Demis Volpi nun mit drei Pas De Deux an dieses Haus zurück. In der Zwischenzeit hat der deutsch-argentinische Choreograph weltweit nicht nur neue Tanzstücke kreiert, sondern im Herbst 2014 zur Eröffnung der Schwetzinger Festspiele auch seine erste Opernregie geführt. Durchschlagenden Erfolg hatte er 2013 mit seiner abendfüllenden Ballettfassung von Ottfried Preußlers Roman „Krabat“ in Stuttgart, wo er seitdem auch als Hauschoreograph wirkt.
Foto: Demis Volpi mit Clara Sorzano Hernandez
Die Auswahl der drei heute gezeigten Pas De Deux gibt einen guten Einblick in das facettenreiche Schaffen und die choreographische Entwicklung des jungen Künstlers zwischen 2011 und 2015. Bei aller Unterschiedlichkeit der drei Werke gibt es doch mehrere verbindende Elemente: Neben der choreographischen Handschrift Volpis ist das auch die Beteiligung derselben Lichtdesignerin, Bonnie Beecher, und derselben Kostümbildnerin, Katharina Schlipf, die für alle Kostüme dieselben Schnitte, wenn auch unterschiedliche Farben und Materialien verwendet hat.
„Little Monsters“ (2011) erzählt eine Liebesgeschichte. Strukturiert wird diese durch drei bekannten Songs von Elvis Presley – „Love Me Tender“, “I Want You, I Need You, I Love You“ und „Are You Lonesome Tonight“. Die emotionale Gestimmtheit der Lieder prägt die Beziehung der Liebenden: Erzählt wird ihre Geschichte vom Anfang bis zum Ende, von der ersten Begegnung, über die ekstatische Leidenschaft einer jungen Liebe bis zur Verzweiflung der Trennung, wenn die Wege der Liebenden wieder auseinandergehen.
Der zweite Pas de Deux ist Teil der halbstündigen Choreographie „Private Light“, die Volpi 2011 mit Tänzern des American Ballet Theatres in New York erarbeitet hat. Er wird von einem längeren Solo der Tänzerin eingeleitet. Gitarrenklänge von Carlo Domeniconi und Heitor Villa-Lobos grundieren eine Choreographie, deren hoher technischer Anspruch sich durchaus mit der Virtuosität der Musik messen kann. Volpis Probenanweisung an die Tänzerin spricht für sich: „Wichtig ist, dass niemals beide Füße gleichzeitig den Boden berühren.“
Der dritte Pas de Deux wurde speziell für diesen Abend in Dortmund neu geschaffen. Sein Titel, „Ebony Concerto“, geht auf die gleichnamige Komposition von Igor Strawinsky (1945) zurück, eine Hommage an die amerikanische Jazzmusik. Anders als „Little Monsters“ hat „Ebony Concerto“ keine Handlung, sondern ist einzig und allein von der Musik inspiriert. Volpi stellt sich mit der Wahl dieses Konzerts in eine choreographische Tradition, die mit den Namen John Taras und John Cranko verbunden ist, denn beide haben dieselbe Musik schon verwendet. Hier wird also keine Geschichte erzählt, sondern im Mittelpunkt steht allein die Auseinandersetzung mit der rhythmisch komplexen Komposition. Deswegen unterbricht Volpi seine Tanzproben immer wieder und ermuntert die Tänzer, sich nur die Musik anzuhören, ohne sich dabei zu bewegen, um zunächst einmal die Stimmungs- und Tempiwechsel zu erfühlen. Diese Herangehensweise entspricht dem Credo des poetischen Choreographierens, das für Volpis Arbeiten charakteristisch ist und auch die drei Pas de Deux dieses Abends miteinander verbindet.
Nadja Kadel
(12.01.2015)