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Cayetano Soto kreiert eine neue Version für das Portugiesische Nationalballett

Foto: Ricardo Brito

Nach einer fast hundertjährigen Aufführungsgeschichte von „Sacre du Printemps“, nach unzähligen choreographischen Interpretationen des heidnischen Menschenopfers, nach einem der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts und mehreren Versuchen, die originale Choreographie zu rekonstruieren, ist es Cayetano Sotos Anliegen, Strawinskys Komposition und das Opferthema neu zu deuten.
Es liegt heute auf der Hand, dass die Phantasie der Selbstreinigung einer Gesellschaft durch die Opferung eines Sündenbocks nicht mehr möglich ist. Die während der Kolonialzeit im frühen 20. Jahrhundert aufblühende Ethnologie hat solche Reinigungsmechanismen in archaische Gesellschaften projiziert und dabei verdrängt, dass die Wirklichkeit wesentlich weniger einfach ist. In Sotos Sicht zerfällt die Gesellschaft, die im Opfer ihre verlorene Einheint wiederherzustellen versucht, in rivalisierende Gruppen. Es bleibt offen, ob überhaupt eine Opferung stattfinden kann, weil diese eben nur eine Projektion der Verfolger ist.
Nadja Kadel

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(19.04.2010)

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