Erste Produktion in Corona-Zeiten
Marco Goecke choreographiert abendfüllendes Stück für Gauthier Dance.
Berühmte Jazzinterpreten wie Sarah Vaughan haben den Songs von Gershwin ganze Platten gewidmet und seine Kompositionen immer wieder neu interpretiert. “Ich wusste nicht, wie gut unsere Songs sind, bevor ich Ella Fitzgerald hörte”, sagte Gershwins Bruder und Textschreiber Ira Gershwin viele Jahre nach dem Tod des Komponisten. Diese musikalisch und musikhistorisch bedeutende Rezeptionsgeschichte erlaubt es Goecke, eine persönliche Auswahl seiner Lieblingsinterpreten von Gershwins Musik zu treffen.
Gershwins Musical- und Filmmusiken haben auch eine starke visuelle Dimension. Sie evozieren Tänze wie Charleston, Cakewalk als getanzten Ragtime, Swing oder Stepptanz. Legendär sind Tänzer wie Fred Astaire, Ginger Rogers oder Gene Kelly, die Gershwins Musik in Filmklassikern in Bewegung umgesetzt haben.
Zu diesen wohlvertrauten Tänzen steht die Tanzsprache Marco Goeckes in größtmöglichem Kontrast. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass Goecke sich der Musik eines Komponisten widmet, der „für die Füße komponiert“, wie Fred Astaire über Gershwin sagte. Da der Choreograf dafür bekannt ist, vor allem Arme und Oberkörper seiner Tänzer und Tänzerinnen in Vibration zu versetzen, darf man sich auf eine extrem spannungsreiche und originelle Begegnung freuen. Beide Künstler verbindet die trotz widriger Umstände nie verleugnete Lust am Leben durch die Kunst. Dass das Stück vor allem auf Soli und Zweierkombinationen basiert, ist eine Herausforderung, die sich aus den besonderen Umständen der Produktion dieses Stücks im Frühsommer 2020 erklärt.
(23.07.2020)